Fahrradklima-Test 2022
Licht und Schatten in Ludwigsburg
Bei der Jubiläumsausgabe des ADFC-Fahrradklima-Tests schafft es die Stadt Ludwigsburg auf Platz 14 der fahrradfreundlichsten Städte ihrer Größenklasse. 355 Menschen aus Ludwigsburg haben bei der bundesweiten Befragung mitgemacht. Verändert hat sich die Gesamtwertung (3,6) nicht. Unzufrieden sind Ludwigsburgs Radfahrende vor allem wegen Konflikten mit anderen Verkehrsteilnehmenden, mit der Breite der Radwege und der Führung an Baustellen. Lichtblicke sind die Erreichbarkeit des Stadtzentrums, zügiges Radfahren und der Winterdienst. Der ADFC Ludwigsburg fordert den Ausbau der Radinfrastruktur mit Unterstützung des Bundes durch eine jährliche Fahrradmilliarde und eine Modernisierung des Straßenverkehrsrechts.
Die Anstrengungen der Stadt Ludwigsburg der letzten Zeit, die Radinfrastruktur auszubauen, werden von den Radfahrenden wahrgenommen und schlagen sich auch in der Note nieder (3,3 gegenüber 4,1 im Durchschnitt aller Kommunen). ADFC-Vorstandsmitglied Kathrin Werner hält dies für wichtig „denn der Fahrradboom setzt sich auch nach der Corona- Pandemie fort. Wir wollen aber auch, dass sich alle Menschen auf dem Rad sicher fühlen. Leider ist das in Ludwigsburg noch nicht Fall: 58% Ludwigsburger fühlen sich beim Radfahren nicht sicher.“
Dabei ließe sich schon mit kleineren Maßnahmen die Situation deutlich verbessern, beispielsweise mehr Tempo 30 und bessere Radwegeführung. Die schlechtesten Noten (4-5) hat Ludwigsburg vor allem bei der Radführung an Baustellen und die Probleme durch das Falschparken. Ludwigsburg ahndet auch das Falschparken auf Radwegen kaum – hier fordert der ADFC Ludwigsburg von der Stadt, den Falschparker-Erlass des Landes konsequent anzuwenden. Auch die Berücksichtigung der Radfahrenden bei Baustellen hat der ADFC schon oft angemahnt. „Wir beobachten immer wieder, dass an Baustellen Radfahrende vergessen werden, selbst auf den vielbefahrenen Schuldradrouten. Hier muss die Stadt besser auf die Belange der Radfahrenden achten,“ fordert Kathrin Werner.
Damit Ludwigsburg wirklich einladend zum Radfahren wird, brauchen wir ein durchgängiges Radwegenetz innerorts und sichere und komfortable Radverbindungen in die Nachbarkommunen. Das kann nur gelingen, wenn uns der Bund langfristig unterstützt – mit einer jährlichen Fahrradmilliarde. Außerdem brauchen wir dringend eine Reform des Straßenverkehrsgesetzes, damit wir als Kommune mehr Gestaltungsfreiheit bekommen, um die Radfahrbedingungen bei uns vor Ort zu verbessern.“
Ludwigsburg liegt bundesweit auf Platz 13 in der Kategorie der Städte 50.000-100.000 Einwohner, im Landesvergleich auf Platz 5. Gegenüber dem letzten Test im Jahr 2020 hat sich Ludwigsburg nicht verändert: Im Durchschnitt geben die Ludwigsburg die Note 3-4 für die Fahrradfreundlichkeit.
Konkrete Anmerkung zu Ludwigsburg
Über 150 der Befragten haben das Freitextformular genutzt. Diese Anmerkungen sind sehr vielfältig, aber einige Aspekte sowie einzelne Straßen werden oft genannt. Zwar wird allgemein anerkannt, dass die Stadt Fortschritte macht, allerdings kritisieren viele Radfahrende, dass die Stadt nicht schnell und konsequent genug vorgeht und dass Teile des Stadtrates oder die Straßenverkehrsbehörde oft bessere Lösungen verhindern.
Die meisten Klagen betreffen die nicht ausreichende Radinfrastruktur, im Nichts endende Radwege, die vielen Falschparker, gefährliche und ungünstige Ampelschaltungen und die zu schmalen Radstreifen.
Besonders viel Kritik erhält die neue Radwegeführung von Ossweil über Ostsraße und Friedrich-Ebert-Straße, die viele Radfahrer als umständlich und gefährlich empfinden: insbesondere das Kopfsteinpflaster und die Überholsituationen auf der Friedrich-Ebert- Straße, sowie die Verkehrsführung rund um den Berliner Platz. Hier muss die Stadt schnell die Situation verbessern. Auch die Radwege am Römerhügelweg kritisieren mehrere Befragte als gefährlich. In beiden Fällen sind wir mit der Stadtverwaltung im Gespräch und setzen uns für eine Verbesserung der Situation ein.
Ein wichtiger Punkt betrifft die gegenseitige Rücksichtnahme: Viele der Befragten wünschen sich von allen Verkehrsteilnehmern mehr Rücksicht – sowohl von den Autofahrenden als auch von den Radfahrenden selbst. Ein Wunsch, dem wir uns als ADFC anschließen.
Rekord: Rund 245.000 Teilnahmen, 1.114 Städte in der Wertung
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist eine der größten Befragungen zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2022 zum zehnten Mal statt. Rund 245.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben bei diesem Durchgang abgestimmt, davon nur 16 Prozent ADFC-Mitglieder. 1.114 Städte kamen in die Wertung, mehr als jemals zuvor. Bei den 27 Fragen ging es darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt, wie gut die Radwege sind und wieviel die eigene Kommune für die Fahrradförderung tut. 5 Zusatzfragen drehten sich dieses Mal um das Radfahren im ländlichen Raum. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden, müssen pro Stadt mindestens 50, bei größeren Städten mindestens 75 beziehungsweise 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.
Die detaillierten Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2022 finden Sie auf www.fahrradklima-test.adfc.de. Die digitale Pressemappe gibt es auf www.adfc.de/presse.